Im Maon HOD / auf’m Karmel

Im Maon HOD / auf’m Karmel

Im Maon HOD / auf’m Karmel

Zur Krönung und als Auftakt für ein paar freie Tage für S, durfte sie mit uns früher gehen. Es war Auto, was von Berlin aus geordert war, abzuholen. Die Karte mit der Abholstation hatte ich vorbereitet und wollte zu Fuß dorthin, das wurde mir ausgeredet, denn meine Entfernungseinschätzung war ein kleines bißchen fehlerhaft. Wir nahmen einen Bus und die Fahrt zog sich, dann stieg ein Kontrolleur ein und zweifelte unsere Fahrscheine an. Die scheinen da mindestens ebenso deutsch wie hier geprägt zu sein. S erklärte uns die Irritation, das wir kurz vor der Tarifgrenze wären und der Kontrolleur vorauseilend ein Überschreiten dieser unterstellte.

Wir kommen gerade so über die Straße, in deren Mitte sich die Busspur befand und gehen zwei Querstraßen zurück. Da beginnt es heftig an zu regnen, der Regenschirm von S gibt nach und auf. L freut sich, er hat den Stabileren. Das interessiert den Regen nicht und faltet diesen ebenso unbotmäßig zusammen. L gibt den Besitz auf und rettet sich auch unter ein Vordach. So begreifen wir die Ursache für die vielen demolierten Regenschirme, die wir bislang auf den Straßen Haifas gesehen haben. Es geht schnell, sehr schnell.

Wir stehen zwei Häuser vor der Autovermietung und kein Weiterkommen ohne naß zu werden möglich. Die Beteiligten beschließen, weil ohnehin am Eingang zu einem Falafelshop, einen Kaffee zu nehmen.

Der Platzregen hört nach neun Minuten auf und wir starten zur nächsten Etappe. Hinter dem nächsten Haus ist eine Einfahrt mit Schranke auf einen Parkplatz. Etwas versetzt das Bürogebäude, Ziel erreicht. Wer aber denkt von Berlin aus gebucht, alles geklärt, es geht zügig, wird Erfahrung sammeln, aber dazu später mehr. Es wurde jemand auserwählt meinen Wunsch nach einem Fahrzeug zu erfassen, zunächst die Bestellung im Computer zu suchen und dann alles, was dort schon vorlag erneut abzufragen und einzugeben. Dann kam als Krönung mein Führerschein, das edle Stück, „Pappe“ umgangssprachlich genannt. Erste Nachfrage an einen Kollegen, der „frag in der Zentrale nach“. Die Zentrale hat wohl geantwortet „mache Kopien von allem“. Es wurde der Führerschein, der Paß von mir und dem zweiten Fahrer kopiert. Dann kam die Erfassung meiner Adresse und der email-adresse. Prakmatisch gab ich ihm eine Visitenkarte, die kann man zu den Unterlagen nehmen oder auch nur mit der Bestellung vergleichen, nicht jedoch bei denen, der Kollege schrieb die ab und auch noch falsch, wie ich später auf dem Vertrag das lesen konnte. Die Operation Kreditkarte erfassen für die Kaution war ebenso für den Kollegen Neuland. Aber alles hat ein Ende und wir konnten endlich das Fahrzeug übernehmen. Hinter dem Haus soll das Fahrzeug stehen. Stand es auch, daherum drei Beschäftigte, einer kam mit einem Handtuch und wischte eine Staubschicht von der rückseitigen Glasscheibe. Ein anderer ging mit mir ein Übergabeprotokoll durch, auf dem etliche abgeplatzte Lackmängel markiert waren. Dann zeigte er mir den Tachostand, die Tankanzeige und das Starten des Fahrzeugs. Wie? Starten indem man einen Code in eine Mikrotastatur eingibt? Er stoppte den Motor und gab den Code ein und startete über einen Taster, der rot oder grün leuchten konnte, den Motor. Den Code schrieb er für mich Deppen zur Sicherheit noch auf das Übergabeprotokoll. Damit konnten wir los. Alle Mann einsteigen, Spiegel kontrollieren, das Automatikgetriebe auf den Doppelbuchstaben DS (oder wie auch immer) und wir rollen zur Ausfahrt. Jetzt ist die Schranke geschlossen und sie wird nicht geöffnet. L steigt aus und geht zum Büro, die Schranke geht auf und L kommt wieder, er ist noch nicht ganz da, die Schranke geht wieder herunter. „Warum fährst du denn nicht?“ fragt L ziemlich unüberlegt. Die andere Möglichkeit ist „warum fährst du ohne mich?“ Er darf noch einmal ins Büro. Diesmal fahre ich bis hinter der Schranke auf die Straße. L kommt und erzählt „die haben uns vergessen“. Es ist mir egal, das Auto wird in Jerusalem zurückgegeben.

Wir fahren in Richtung Haifa-Zentrum. Kurz vorher biegen wir links ab und den Karmel (die Schreibweise ist wahlweise mit K oder C, vor Ort variert das ebenso wie im Internet), den Karmel hoch zur Universität. Das bringt Alpenfeeling, Ischgl innerorts ist genauso unbequem zu befahren.

Das Wetter ist instabil, es gibt einen weiteren Platzregen. Zu unserem Glück waren wir unweit des Fahrzeugs und konnten uns dahinein retten. Wir saßen im Trockenen und die Scheiben beschlugen. Draußen hastet eine Frau mit gesenkten Kopf auf meine Fahrertür zu, erkennt Personen im Fahrzeug, ist nicht ihr Auto und ist schon wieder weg, bevor man sie hinten herein bitten kann.

Der Regen hört auf, die Fenster werden geöffnet, die Belüftung hochgedreht um die Scheiben frei zu blasen. Wir wollen weiter beziehungsweise den Tag beenden. Den Code zum Starten eingegeben und den Startknopf gedrückt. Es geht nicht, der Startknopf bleibt rot, der Motor stumm, kein Mucks vom Anlasser. Noch einmal, völlig korrekt den Code eingeben. Und noch einmal. Im Handschuhfach dollte sich das Handbuch befinden, ist es auch.
In hebräisch. Umdrehen, von hinten nach vorn kann eine anderen Sprache sein. Ich würde deutsch und hilfsweise englisch bevorzugen, aber Volltreffer: arabisch.
Was nun? Die Vermietung anrufen? Wir haben Shabbat, da soll in Israel die Welt stillstehen und bei der Abholung des Autos wirkten die Kollegen alle schon im Feierabendmodus. Einer hatte noch etwas zu tun, die anderen haben ihm zugesehen.

Zu allem Überfluß baut L zusätzlichen Streß auf „Werner schafft das“. Wie denn? Einmal aussteigen und vor die Tür treten. Das wird nichts bringen und so wird probiert, die Türen zu verriegeln und wieder zu entriegeln. Bis dann die Regelung erkannt wird und funktioniert. Der Entsperrcode wird nur bei getretener Bremse akzeptiert.

Damit ist der Tag gelaufen, genug Starkregen, wir fahren talwärts zurück.

Mit dem Besuch bei Ruthi geht es weiter.

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