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Smarthome mit Shelly

Die aktuelle Diskussion um die Steigerung der Strom- und Gaspreise ist der Anlass wieder etwas zu basteln. Da ich nur sehr schweren Zugang zu meinem Stromzähler habe; ich muß zum Hausbetreuer gehen und mir den Zugangschlüssel für den Zählerraum geben lassen und vor allem wieder abgeben. Will ich nun eine recht neue Informationseinheit in meinen Sicherungskasten einbauen und in das WLAN einbinden.

Seit zwei, drei Jahren gibt es in der Entwicklung um das Internet der Dinge stationäre Stromzangen, die an einem Abnehmer mit eigenem Funksender und Schaltrelais ausgestattet sind. Recht teuer noch in der Anschaffung und wahrscheinlich noch nicht ausgereift.

Ich habe mir zwei Zwischensteckdosen und die Drehstrommesseinheit Shelly EM für rund 160 Euro geleistet.

Bei You-Tube gibt es jede Menge Videoclips um dieses Spielzeug. Die allermeisten sind YT-Schrott und Werbung ohne großen Erkenntniswert. Denn da war ich unter anderem auch am Suchen – weil sich die Zwischensteckdosen nicht per Einstecken und läuft – in Betrieb nehmen ließen. Von wegen einstecken und im WLAN sichtbar. Im WLAN sind nur von mir zugelassene Geräte sichtbar.

Die Zwischensteckdosen müssen initialisiert und mit dem WLAN bekanntgemacht werden. Gestatten: Bond, James Bond, ich möchte ihr Funknetz nutzen. Davor spielen sie einen eigenen Host. Suchet in der Umgebung, so werdet ihr ihn finden.

Die beiliegende Anleitung ist zweiteilig, die mehrsprachige Bedienungsanleitung ist nicht sehr präzise. Steht da unter der Überschrift technische Information „Steuerung über WLAN von einen Mobiltelefon, PC, Automatisierungssystem oder einem anderen Gerät, welche das HTTP- und/oder UDP-Protokoll unterstüzen.“ Es folgt in Blauer Schrift „Vorsicht“ Stromschlaggefahr. Das erscheint als Witz, der Zwischenstecker ist voll aus Kunststoff, die Steckkontakte sind normgerecht so kurz, das sie nicht beim Einstecken in eine Schukosteckdose berührt werden können. Auf der gegenüberliegenden Seite sind die Buchsen mit einer Kindersicherung abgedeckt. Auf YT hat jemand das chinesische Pendant mit erheblichem Aufwand zerlegt. Da hat einer den Text geschrieben oder doch eben mehr kopiert, der von nix eine Ahnung hat.

Es kommt noch besser:
„Vorsicht! Lassen Sie Kinder nicht mit dem Produkt, insbesondere nicht mit dem EIN-/AUSschalter. Halten Sie die Geräte zur Fernbedienung von Shelly (Mobiltelefone, Tablets, PCs) von Kindern fern.“

Der Absatz Factory Reset ist in englisch, ist halt so.

Der Abschluß lautet:
„Der Benutzer ist verpflichtet, über Änderungen dieser Garantiebedingungen informiert zu bleiben, bevor er seine Rechte gegenüber dem Hersteller ausübt.“

Der Absatz muß irgendwo herauskopiert sein, denn hier steht nichts von Garantie und deren Bedingungen. Bedingungen, die sich im Nachhinein einseitig ändern können, sind keine Garantie.

Der andere Beipackzettel ist in englisch und ebenfalls in Mikroschrift (ich schätze drei oder vier Punkt Schriftgröße), den ich erst einmal einscannen und vergrößert ausdrucken mußte. Im Gegenzug glänzt der Zettel mit acht schwarzen Blöcken, die sich als Bildschirmkopien indentifizieren lassen.

Damit beginnt ein Trauerspiel.

„Shelly PlugS
Initial Inclusion
Place Shelly into the power socket without any device/load connected to the Shelly.
Press the Power Button. The LED should flash red/blue. This means the Shelly is in AP mode.“

Schön, aber was ist der AP-modus? Gemeint ist Access-point, zu deutsch Zugriffs-punkt. Wir wissen alle, was das bedeutet. Oder auch nicht, denn es handelt sich um einen speziellen Ausdruck für eine technische Gestaltung im WLAN-Netz. Konkret ist der Zwischenstecker bereit um Kontakt aufzunehmen. Das geht nur mit speziellen Programmen, die wissen, was sie tun. Ich weiß es nicht und Informationen gibt es auch nicht, denn das ist Programmierergeheimnis, was Gold wert ist.

Damit die Teile nicht als Reklamation zurück gehen, gibt es die Shelly-Application im Apples APP-Store, bei Google Play und in der APP-Galerie von Huawei. Damit ist klar: ohne smartphone geht nichts. (Es wird auch die Kompatibilität mit Amazons Alexa und Googles Assistent erwähnt, was ich nicht habe.)

Die Shelly-Application ist ein Programm, das den Nutzer erst einmal zwingt einen Account mit seiner email-adresse anzulegen. Für die Nutzung des Zwischensteckers als funkgesteuerter Schalter und seinen Nutzungsdaten ist die Nutzung einer Cloud nicht notwendig. Sicher hat die Cloud als Zwischenspeicher seine Berechtigung, die Entscheidung für die Nutzung der cloud ist später nach der Preisgabe der emailadresse in dem Programm revidierbar.

Das Shelly-Programm jagt den Nutzer durch seine Routinen, fragt sich nur: wozu soll ich das tun und will ich das. Persönlich will das, da ich nicht weiß was in dem Gerät als Zwischenspeicher für Verbrauchsdaten zur Verfügung steht, denn ohne laufenden Zentralrechner dürften die flüchtig sein.

Jetzt wird es sophistisch. Das Smartphone ist vom Funknetz zu trennen und mit dem Zugriffspunkt oder dem AccessPoint als neues Funknetz zu verbinden. Nur darüber steht das Gerät zur programmierung bereit. Das Smartphone und die Shelly-App beschweren sich wegen fehlenden Internetzugriff, denn das Funknetz des Zwischensteckers hat so etwas nicht. Also zunächst nicht das Funknetz wechseln. In der Shelly-App sollen die entdeckten Geräte unter Discovered Devices zu finden sein. Nur es dauert etwas und ist nicht immer von Erfolg gekrönt bis da etwas zu finden ist. Wie lange die Routinen suchen, weiß ich nicht. Ich habe die neuen Geräte halt mehrfach auf den Fabrikzustand zurückgesetzt.

Hat die App das Gerät gefunden, kann man es dem eigenen Funknetz hinzufügen. Und der Spaß geht weiter. Die Shelly-App eröffnet: sie können jetzt in ihrem Funknetz weitermachen. Nach dem Wechsel in das eigene Funknetz muß die Shelly-App nicht unbedingt etwas finden.

Ein Kommilitone von mir hat sich bei solchen Gelegenheiten eine Zigarette gedreht und gemeint „ein nicht enden wollendes Vergnügen.“

Auf der Rückseite des Beipackzettels steht die Anleitung auch ohne die Shelly-App kann der Zwischenstecker durch einen Browser und einem Mobiltelefon programmiert und gesteuert werden. Wobei die Autoren nur noch die Computer kennen, die eine Telefonfunktion haben. Dazu wird die IP-Adresse 192.168.33.1 aufgerufen. Diese Adresse steht allerdings nur zur Verfügung, wenn das Funknetz der Zwischenstecker (oder das entsprechende Shellygerät) ist. Ein Wechsel auf einen anständigen Computer mit einem Monitor, auf dem man etwas sieht und die Tastatur deutlich besser als auf dem Smartphone ist, geht nicht.

Schließlich funktioniert alles. Fast, denn es gibt Merkwürdigkeiten. So sind die Zwischenstecker auf einen Anfangszustand zu programmieren. Denn habe ich erst einmal aufgeschoben und den wichtigeren Shelly EM (elektronik measurement) in den Zählerschrank montiert. Dazu den Strom abgeschaltet. Alles am Ende wieder unter Strom gesetzt. Doch nun war das Bier im Kühlschrank ohne Beleuchtung und es tropfte aus dem Gefrierfach. Der Zwischenstecker hat als Standardeinstellung bei Inbetriebnahme den Schaltzustand aus, das geht bei einem Kühlschrank nicht gut.

Am nächsten Tag wurde morgens ein Kaffee gemacht, den Energieverbrauch dafür wollte ich wissen. Doch nix war, die „my.shelly.cloud“ sagt „nichts“, war umsonst, das heiße Wasser. Später wurde der Verbrauch angezeigt. Keiner weiß in welchem Zeitraum die Daten übermittelt werden.

Nun, was mache ich mit den neuen Informationen? Kalt aufgegossenen Kaffee zu trinken habe ich nicht einmal in Israel versucht, da funktionierte der Kaffeeautomat nur mit der Wassersteuerung.

Well, ich weiß nicht so recht. Der erste Plug-S hat seine W-Lan-Funktion im April 23 aufgegeben. Ging also zurück. Das Modell zum Tausch war nicht mehr lieferbar. Nun gut, habe die Entscheidung ob und überhaupt in die Zukunft vertagt. Es gab zwar ein Nachfolgemodell mit mehr Farben in der Anzeige zum erhöhten Preis. Lassen wir noch etwas Entwicklungszeit vergehen.

Zum 4. Oktober 2023 soll die Applikation shelly.cloud nicht mehr erreichbar sein. Wie? Wollen die mich praktisch enteignen? Das konkrete Datum verspricht nichts Gutes. Es wird nicht nur die APP aus den Stores gelöscht. Die Cloud mit meinen Messwerten scheint sich damit aufzulösen. Nix da, nicht mit mir. Ich habe gelesen, daß man die Firmware mit einer Homeautomation überschreiben kann. Das wäre mir schon recht, Cloudfunktionen sind mir suspect und wie hier ersichtlich ohne Cloud keine Funktion der Datenlogger. Das ist jedoch die Funktion, die ich nutzen will. Der Zirkus mit dem Smartphone das Licht einzuschalten ist mir zu umständlich.

Attention! APP goes offline

Als Bonus läßt sich die neue APP nicht auf dem Smartphone einrichten. Die Fehlermeldung lautet Telefon zu alt. Das finde ich nicht, es macht doch alles, was ich brauche. Der Trick, alle paar Jahre ein neues Smartphone kaufen zu müssen, gefällt mir nicht. Vor allem läßt sich auch nicht herausfinden, welche Konfiguration ich brauche. Mehr Geld verbrennen mit dem neuesten Modell und üppigster Ausstattung ist nicht gut für mich. Speicher, den ich nicht nutze, will ich nicht kaufen und ungenutzt nach vier Jahren entsorgen. Vier Jahre ist die Zeit, die die Hersteller von Smartphones mittels ihrer Updatepolitik erlauben.

Die Probleme mit dem Smartphone häufigten sich. Die Kamera Hero 11, die Insta360, das elektronische Schloß und auch aktuell laufende Apps ließen sich nicht mehr aktualisieren oder aktivieren, also auch zurück und weiter so. Ein neues Handy geordert. Da hatte ich letztes Jahr eines von Xiaomi eingerichtet, es kam und die Mühe es einzurichten. Das hat mehrere Tage gekostet, die Einstellungen des Huawei zu übertragen. Schließlich war die Bedienung wie eine neue Abkürzung durch ein Wollknäul. Als Bonus versagte es den Dienst komplett.

Dennoch mußte ein neues Gerät her. Jetzt ging die Prüfung vom oberen Preissegment aus. Ein Iphone kommt wegen der Luxussteuer nicht in Betracht, bleibt der Marktführer Samsung in Betracht. Die Modellvielfalt ist eine Überforderung an sich. Unterstützung dabei gibt es praktisch nicht. Allen Influenzern fehlt es an anwendbaren Schablonen. Ich habe mich für ein frisches Modell Galaxy mit Grundausstattung bei RAM und ersten Speicherausbau entschieden. Handfeste Kalkulation war vier Jahre Update-Sicherheit plus ein Jahr Weiternutzung dividiert durch Anschaffungspreis oder andersherum.

Richtig glücklich bin ich bei der Bedienung auch nicht, bei den Klingeltönen habe ich den workaround beim Xiaomi gefunden. Das ist mir wichtig. Bei meinen griechischen Kontakten klingelt Theodorakis, bei nerviger Paula kommt „I will nur“ und „Halbstark“. Frei verfügbar habe ich noch „hast du Bohnen in die Ohren“ und natürlich „Satisfaction“. Allerdings rufen nicht so viele an, da könnte noch ein Fakeanruf mit „kein Schwein ruft mich an“ signalisiert werden. So etwas brauche ich jedoch nicht, ich kann schon sagen „entschuldige, das paßt jetzt nicht“ mit oder ohne Begründung,

Jedenfalls etwas aufgelaufenes Anpassungsvolumen ist abgearbeitet und die Akkukapazität ist trotz eingeschalteten WLAN und Blue-tooth mehrere Tage. Nervig ist allerdings die Unsicherheit, die die ganzen Koppelungen mit der Smartwatch und noch kommenden Spielereien an Laufzeit fressen.

Zurück zu den Shelly 3EM, die Zeit aus der fehlenden Datenübertragung zirka zehn Tage sind jetzt auch in der Cloud angekommen. Nur die optische Aufbereitung ist schlechter geworden. Die neue Option, „Get Premium for Weather Widget“ kann man nur in Sonderfällen zur Programmierung von Heizungen gebrauchen. Das soll vielleicht die langfristige Finanzierung der Cloudleistungen sichern. Mir wäre eine Anpassung der Schnittstelle auf eine freie Programmierung in meinem Netzwerk wichtiger.

Der zweite Shelly-Plug-S hat den Umzug auf die neue App mit Knistern quittiert und ward nicht mehr im WLAN gesehen. Ein Rücksetzungsversuch auf Werksauslieferung wird per LED signalisiert, hat ansonsten keine weiteren Folgen. Er geht also jetzt auch in den Reklamationsprozess, denn nur für den Schalter an der Seite ist der Spaß zu teuer.