Wen wundert es, es regnet immer noch leicht. Susette erwartet uns mit Regenschirmen. Aber pfiffig wie ich bin, habe ich eine Regenjacke übergezogen. Sieht zwar nicht ganz so optimal aus, hält aber Wasser ab und hat vor allem eine Kapuze. Im Dunkeln latschen wir durch eine wenig belebte Straße zum German-Colony-Hostel. Den Weg habe ich dank Internet und Google Maps eruiert und notiert. Vom Bahnhof nach rechts, immer der Straße nach und da muß es nach einem Schwenker kommen. Gut, mit einem Guide ist das einfacher, denn im Folgenden bin ich fast immer an dem Eingang wegen dem Wetter und gesenkten Kopf an dem wie ein Ladeneingang wirkenden Entree vorbeigelaufen.
Nun beginnt das Abenteuer Israel. Susette hatte die Übernachtung im German-Colony-Hostel gebucht. Und sie kommt nackt dort an, eben ohne Kredit-Karte. Völlig flexibel kann nur ihre Kredit-Karte zum Einchecken genutzt werden.
Bargeld, wir zahlen gleich und gut ist – Nix da, Bargeld als Sicherheitsleistung?
Bargeld, so ein völliger Scheißdreck. Völlig unhygienisch das Zeug. Kann man doch nicht irgendwelche Sonderkosten oder Schäden nachträglich abfischen.
Die haben wohl ihren Schockwellenreiter (John Brunner) nicht gelesen. Die konkrete Ausformung einer Abhängigkeit von Computertechnik in Form von Skynet-Visa-System kannte der Autor noch nicht, die Folgen sind allerdings nur logischem Denken geschuldet.
Zum Glück wohnt sie nur drei Straßen weiter. Das volle Glück erkannte ich erst, wie wir Ruthi besucht haben. Haifa ist halt eine Hafenstadt, bergig und unübersichtlich. Da gehen die Straßen den Berg hoch und enden dann, das Wohngebiet nebenan kann man sehen, muß jedoch wieder auf dem gleichen Weg herunter.
Das Mädel machte also einen Spaziergang und wir saßen im Trockenen. Nachdem der Buchungskram erledigt war, bekamen wir unsere „Stube“, besser eine halbe Kasernenstube, denn in einer Kaserne gibt es zusätzlich einen Spind für die Wäsche, hier nicht. Drei Doppelstockbetten. Und wo lasse ich in der Nacht meine Brille? Dafür war unter dem Bettlaken eine Plastikfolie damit ich nicht die Matraze verschwitze oder einnässe. So fühlt man sich doch gleich …
Anschließend besichtigten wir im Nebengebäude den Aufenthaltsraum mit dem in den warmen Monaten wohl nowendigen Luxus eines großen Kühlschrankes. Ansonsten hatten wir nicht vor den Küchenbereich zu nutzen. Zwischen den beiden Häusern war ein kleiner offener Hof mit Biergartenflair und -ausrüstung. Im Winter trotz pink-rosa Beleuchtung nicht so frequentiert. Wer weiß wie sich das bei warmen Temperaturen auswirkt, denn dieser schöne Platz lag direkt hinter unserem Fenster. Es waren zwei Nächte geplant und falls die Decke jetzt zu Weihnachten nicht ausreicht, ich hatte meinen Schlafsack mit.
Wir bekamen dabei noch eine kleine Einweisung in Türoffnung der beiden Gebäude, die mit Codeschlößern zu bedienen waren. Zwei wichtige vierstellige Zahlen nicht zu vergessen, da fängt der Streß schon an. Streß, weil Dinner bei Susette angesagt war, schließlich will man ja wissen, wie ist die Wohnsituation in Israel ganz praktisch. Die Rückkehr ins Hostel war nicht definiert, da ist eine verschlossene Tür bei dem regnerischen Wetter ein Vergnügen ganz eigener Art. Neben dem Codeschloß war zwar noch ein Klingeltaster, aber wenn niemand an der Rezeption ist, kann man Sturm läuten bis jemand genervt zur Tür kommt und per Geste klarmacht: Verschlossen – kein Schlüssel. Wieso Schlüssel? Bei einem Codeschoß? Es steckte einer von innen im Türschloß. Eine Ungereimtheit, die mir beim Schreiben auffällt, vor Ort eher unbewußt registriert wurde.
Nun zu der Wohngemeinschaft von Susette, wieder ohne Nutzung meiner vorbereiteten Wegweisung. Nur drei Ecken, aber nach der ersten ging es mit einer deutlichen Steigung aufwärts. Da wird mir die Luft knapp und reflexartig wird der Mund zum besseren Atmen gröffnet, was zwar nicht hilft, aber bei Schnupfen jahrelang geübt wurde. Also Päuschen machen und langsamer angehen. Wenn nur nicht dieser Nieselregen wäre. Unterstellen wäre eine Lösung, doch es bietet sich nichts an. Fast nichts, etwas versetzt in das Grundstück hinein ist eine überdachte Rampe. Wenn ich mich dahin schleiche, dann bin ich auch schon an der nächsten Kreuzung. Fast, denn das eine geht aufwärts und das andere etwas abwärts. Also nur Päuschen, den Zaun festgehalten, damit er nicht wegläuft. Dann geht es rechts ab, also nicht mehr bergauf, die Straße hat nur noch ganz schmale Gehwege, auf dem auch noch Autos stehen. Da bleibt man gleich auf der Straße, die keinen Verkehr aufweist. Auf der rechten Seite nach der Kreuzung ist ein merkwürdiges Anwesen. Es hat eine Mauer an der Straße über Körpergröße, die einen Blick auf das Grün dahinter vollständig verhindert. Das Gebäude erzeugt ein düsteren Eindruck, hinter einem Fenster leuchtet eine trübe Funzel, die offensichtlich den Weg in ein Verließ beleuchtet. Der Rest der Fenster ist dunkel, jedenfalls wirkt es unbewohnt. Da kann eigentlich nur Nosferatu hausen. Ein Zugang ist nicht erkennbar, wir sind aber nach links abgebogen, so daß das nicht verifiziert wurde. Meine Begleiter identifizierten die Hütte als Mossad-Sitz. Gut für den Mossad, der dann anderswo sicher residiert. Zu meiner Zufriedenheit endete die Wanderung, nicht ohne eine weitere Kletterei über viele Stufen, die als Treppenhaus allgemein bekannt ist. Das ist schön, Schluß, Ende, wir sind da.
continued at march 15 um 12:00
Das Bild hängt schief.
Ich muß noch einmal dahin, ein Foto bei Tageslicht von dem „Mossad“-Gebäude machen.