Berta und die Gneisenau

Berta und die Gneisenau

Berta und die Gneisenau

Bodenwinkel im ehemaligen  Westpreussen (I)
Das Geheimnis meiner Großmutter oder
der kaiserliche Beamte muß lügen.

Das kaiserliche Amt für Kriegsverluste lügt:
Zahlreiche Matrosen sind  nicht ertrunken, sie wurden vom Kapitän
ertränkt.

Bodenwinkel ist die Geburtsstadt und langjähriger Lebensmittelpunkt meiner Großmutter Berta Bahr, geb. 9.5.1898. In ihrem weitergereichten Besitz befand sich eine Sterbeurkunde von Gustav-Adolf Lobach.

Da sie das 1000jährige Reich und das Dorf nur mit dem Nötigsten verlassen musste, wird es einen besonderen Grund gegeben haben, warum sie diese Urkunde mitgenommen hat.

Das ist ein Geheimnis, welches mit ihr untergegangen ist.

Sterbeurkunde Nr. 52
Stutthof, den 2. September 1922
Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach schriftlicher Mitteilung des Zentralnachweisamts für Kriegerverluste und Kriegergräber vom 19. August 1922 ZIV 5467 in Berlin- Spandau wird bekannt gegeben, daß der Matrose Gustav-Adolf Lobach 23 Jahre alt, evangelischer Religion

wohnhaft in Bodenwinkel
geboren zu Bodenwinkel am 20. Dezember 1891
Sohn des Fischers Karl Lobach und dessen Ehefrau Karoline geborene Radtke


am achten Dezember neunzehnhundertundvierzehn nachmittags um fünfeinviertel Uhr bei den Falklandinseln beim Untergang des Kriegs- schiffes Gneisenau ertrunken sei. Acht Schreibeworte gestrichen.
Stutthof am 19. April 1933

Altersmäßig ist Gustav-Adolf Lobach sieben Jahre älter als meine Großmutter. Die Vermutung geht dahin, daß er ein älterer Bruder war. Sie soll noch zwei weitere Brüder, Rudolf Hermann und Friedrich Karl gehabt haben.

Von den Kriegsschiffen mit dem Namen Geisenau gibt mehrere. Die von 1879 ein Drei-Mast-Segler mit Dampfhilfsantrieb, Am 16. Dezember 1900 ist es im Hafen von Malaga untergegangen. Von der Besatzung 400 bis 460 Mann sind 40 ertrunken.

Die Gneisenau Baujahr 1906 war dann größer und hatte eine Besatzung von 764 bis 840 Mann. Weil dieses gesunken oder richtiger selbst versenkt worden ist, haben die Deutschen ein neues gebaut und den Namen – obwohl ein schlechtes Vorbild  und Ohmen – wieder verwandt.

Das Kriegsschiff Gneisenau (1936) Besatzung – jetzt 1669 bis 1840 Mann Besatzung – wurde dann auch selbst versenkt. Hierbei gab es keine geopferten Soldaten.

Die Bundeswehr hat sich auch eine Gneisenau in Traditionsverbundenheit geleistet. Das war allerdings ein Schiff der
britischen Marine (1958 übernommen) deren Besatzung 83 Mann betrug. Mit der Ausserdienststellung 1966 scheint das Thema Gneisenau als Kriegsschiff beendet zu sein.

Gneisenau (1906)

Die Sterbeurkunde bezieht sich auf die amtliche
Todesmitteilung der Kriegsmarine und das paßt mit der Geschichte des heldenhaften Untergangs der Gneisenau (1906) nicht zusammen.

„Die Scharnhorst ging 16.17 Uhr mit Admiral Graf Spee und ihrer gesamten Besatzung von 860 Mann unter. Die Gneisenau wurde um
18.02 Uhr nach stundenlangem Beschuss durch Invincible, Inflexible
und Carnarvon, durch die eigene Besatzung selbst versenkt, nachdem sämtliche Munition verschossen war. Sie rollte erst über und sank dann übers Heck.

Nur 187 Besatzungsmitglieder, darunter als Ranghöchster der Erste Offizier Hans Pochhammer, (Eintrag bei Wikipedia gelöscht.) überlebten den Untergang.“

Quelle Wikipedia (zuletzt abgerufen 12. Juli 2020)

Der von Juni bis Dezember diensthabende Kapitän zur See war G.Julius Maerker, als Kapitän ist er mit dem Schiff untergegangen.

Nur die vielen Dienstverpflichteten sind nicht ertrunken sondern wurden von ihm ertränkt.

Was wußte Berta Bahr?
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Kontakt: w_mueller (at) rabensoft.net