Sternfahrt der Biker-Union 2017 Südostroute Montag –
Die Anfahrt
Am Montag ganz gemütlich von Lindau Richtung München mit einem kleinen Abstecher über Österreich gezuckelt. Ja wenn man Zeit hat und erst gegen Abend bei den Road Eagle eintreffen will, kann man sich ohne Kartenmaterial verschätzen. Mein Navi wird es schon richten, nur eine konkrete Adresse hatte es nicht, da die Mitfahrt kurzfristig unterwegs beschlossen und die notwendigsten Daten von einem fremden Handy, also eine Telefonnummer, abgeschrieben wurde. Aber Franz-Josef-Strauß-Flughafen war ja ein Großprojekt, den wird man wohl finden. Und gleich nach der Stadtgrenze von München tauchten die blauen Schilder „Richtung Flughafen auf“, von wegen sightseeing Landeshauptstadt.
Gut, mein Navi war ohnehin angewiesen den kürzesten Weg im Motorradmodus zu nehmen, was grundsätzlich Autobahn meiden und gelegentlich zum Verlassen der Hauptachsen führte. Vertrauen in diese Sozia muß man schon mitbringen. Rechts ab in ein Wohngebiet mit niedriger Bebauung und nur Kleingewerbe ohne jeglichen Verkehr verunsichert nun doch, aber solange es hell ist, genügend Zeit und Benzin im Tank vorrätig ist, schauen wir einmal. Dann jedoch ein Zubringer, wenig schön zu fahren, Leitplanken rechts und links plus Baustelle, die einige Abfahrten mit unverständlichen Umleitungsinformationen versah. Jetzt sind wir schon fast da, nur zirka dreißig Kilometer, eine große Tankstelle, die ist meine, nur halt auf der anderen Fahrspur. Morgen früh ist bestimmt keine Zeit um Tanken zu fahren, steht jedenfalls so in der Ankündigung. In Sichtweite eine merkwürdige verbaute Kreuzung, aus einem Kreisverkehr geht es in eine Baustelle, die für den Spurwechsel, der nicht vorgesehen ist, von mir genutzt wird. Nun wieder zurück zu der wenig frequentierten Tankstelle mit einem umfangreichen Getränkeangebot. Ein Punkt auf der to-do-liste abgehakt. Nun, ja wenn man sich auskennen würde, könnte man hinter Tankstelle wieder auf die Baustelle und weiter in Richtung Flughafen. Bekanntlich ist der einfache Weg, wenn die Zeit knapper wird, durch unvorhergesehenen Feierabend der Bauarbeiter, eine Sackgasse. Also auf die Autostrada Richtung München, was um so ärgerlicher ist, da die nächste Abfahrt nicht ein Häuserblock entfernt war, sondern wegen fehlender Häuser doch etwas Zeit dauerte. Die Straßenseite gewechselt und nach einer geschätzten halben Stunde sehe ich die Tankstelle und meine Wendemöglichkeit wieder. Wir sind wieder in der Spur. Und dann auch an der Zufahrt zum Flughafen. Weiter vorne ist eine Ortschaft und eine Bushaltestelle mit einem Stadtplan zu sehen. Es dämmert schon und der Plan ist zwar sauber, aber woran soll ich mich orientierten. Road-Eagle steht da nicht drauf. Gut vorbereitet wird das Konvoi-Telefon angerufen und alles ganz einfach: „fährste weiter, dann links Abbiegen Richtung Autobahn, da geht es rechts ab und da ist es.“
Zur Vorsicht fotografiere ich den Plan teilweise ab, um ihn notfalls zur Verfügung zu haben. Jetzt, da ich die Fotos wiedergefunden habe, ist die Skizze zu revidieren, denn so wie ich sie gern hätte, war sie nicht. Es gibt keine Standortmarkierung.
Jooh, dann ist die Straße zu Ende, also links, steht auch ein Schild „Autobahn“. Es kommt eine Ansiedlung mit Pizzeria und etwas anderem mit fetter Beleuchtung. Da geht es zwar schon rechts rein, das wird es wohl nicht sein. Zu ordentlich, die Bewohner würden bei jeder Party Aufstand machen, paßt nicht. Langsam die Straße entlang gefahren und stetiger Ausblick auf alles, was rechts ab geht. Es geht rechts zwei dreimal ab, aber dahinter ist nichts als Acker zu sehen. Vor mir ist jetzt die Autobahn in Sicht, dazwischen jedoch nur unbebautes nacktes Land. Vielleicht wurde rechts mit links verwechselt? Gedreht und jetzt die andere Straßenseite nach Zufahrten gescannt. Im Dörfli geht es rechts rein, das sieht aber eher nach einem angelegten Park aus. Der Weg hat dann auch ein Ende, es geht rechts und links ab. Geradeaus scheint ein Bach oder so etwas hinter dem Grün versteckt zu sein. Das war der Isarstrand, halt ein etwas breiterer Bach. Wenn das Club-Haus nicht gefunden wird, dann wird hier das Nachtlager aufgeschlagen. Das würde morgen früh zu dem nächsten Problem führen, denn wo die Sternfahrt in München startet, weiß ich nicht und mein Navi natürlich auch nicht. Rufen wir also noch einmal an. „Ich finde euch nicht“, die Erklärung war diesmal nicht anders, an dem Autobahnschild war ich, und es ging da auch rein, nur da war nichts zu sehen. Kollege verspricht mir zwei Lotsen zur Straße zu schicken und ich mache mich auf den Weg. An der Einfahrt kommen mir die beiden entgegen und es stellt sich heraus, der Weg geht neben der Straße parallel zweihundert Meter. Von der Straße her ist nichts zu sehen oder zu hören. So ein kleines Schildchen unten am Verkehrsschild hätte mir jedenfalls geholfen
Ein Plätzchen für mein Zelt gesichtet und das Teil aufgestellt, Matte und Schlafsack rein. So alles für die Nacht geklärt.
Nun den gleich bei der Einfahrt gesichteten Grill angesteuert und das nun wirklich verdiente Bier in der Bude organisiert. Eine Runde durch die Gegebenheiten ergibt: ich kenne bzw erkenne keinen hier.
Was soll’s, bislang bin ich mit den Leuten von der Biker-Union gut zurecht gekommen. Je später der Abend wird, lichten sich die Reihen, einige schwingen sich auf die Motorräder und verlassen die Örtlichkeit. Hier kann man nicht erkennen, wer denn alles an der Sternfahrt teilnimmt. Wir werden das nach einer geruhsamen Nacht sehen. Ich bin zwar am Flughafen vorbei gefahren und auch bis zu dem Club-Heim war kein Flugzeug zu bemerken. Jedoch das Gelände liegt direkt in der Einflugschneise und es wird geflogen. Anders als ich das in Berlin am Flughafen Tempelhof kennen gelernt habe, sind die Fluggeräte größer und vor allem lauter geworden, haben die ein Nachtflugverbot? Jedenfalls man kann am Morgen kaum verschlafen. Am nächsten Morgen nach den ersten Frühflügen nach … – konnte man von unten nicht erkennen, meine Freude über den Morgentau. Die Sitzbank naß, Spiegel beschlagen, Tank und Seitentaschen kommen aus der Dusche und mein Läppche ist nicht für zehn Liter Wasser geeignet. Abgesehen von Naß ist Morgentau auch immer kalt. Nach Frühstück und Sächelchen verstauen geht es dann auch los. Nach München, also wieder zurück. Und es kommt, wie es immer kommt, wenn keiner etwas sagt. An einer Ampel fährt der vor mir locker über eine rote Ampel, ich als erfahrener Konvoi-Teilnehmer hinterher. Die hinter mir halten an der Ampel an. Ein klärendes Wort vor Abfahrt hätte die Irritation vermieden. In München wartet auf dem Parkplatz schon die Polizei und von nun an sind wir VIPs, die machen für uns den Weg frei.