Allgemein

26. März – 1. April 2020

Donnerstag 26. März

Am Wochenende war eine Frau mit drei Kindern im Orgelpfeifenalter an den Sandkästen, mehr Spielplatz ist auf dem Hof der Wohnanlage nicht (DeGeWo Berlin). Am Dienstag sieht es gesperrt aus.

Doch warum? Es handelt sich um einen privaten Spielplatz und die Nutzer waren eine Familie, also so wie sie auch noch in den Park gemeinsam gehen dürfen. Eine entsprechende Verordnung, die sich auf private Spielplätze bezieht habe ich nicht gefunden. Da werde ich wohl meinen Vermieter anschreiben. Diese zwei Sandkisten werden normalerweise fast nie genutzt, müssen aber gereinigt werden und die Kosten landen auf meiner Nebenkostenabrechnung. Das ist ein Grund die Miete zu mindern, zumindest der Hausverwaltung Ärger mit dem Herausrechnen zu bereiten.

So ist die Lage in Schöneberg

Endlich Information gefunden, wie sich die Entwicklung hier entwickelt.
https://interaktiv.morgenpost.de/corona-virus-karte-infektionen-deutschland-weltweit/
Etwas weiter unten wird die Karte Berlins mit den Bezirken eingeblendet und danach gibt es hier 161 registrierte infizierte Personen.

Freitag 27. März

Jetzt kann es nur noch besser werden. Der Papst spendet den Segen Urbi et Orbi außer der Reihe.

Endlich wird die europäische Gemeinschaft wieder angegangen indem Patienten aus Kapazitätsgründen länderübergreifend verlegt werden. Das wäre viel früher notwendig gewesen, doch da galt noch: Rette sich wer kann.
Und der selbe Zirkus beim Geld. Europäische Anleihen sind undenkbar. Ein europäischer Förderalismus wäre schon als Gegengewicht der spekulativen Kapitalmarktströme notwendig.

JobCenter und seine Achtung ihrer „Kunden“

Z ist vom JobCenter zu einer Maßnahme bei agens Arbeitsmarktservice gGmbH verpflichtet worden und arbeitet in einer Grünanlage. Mit sechs Kollegen macht er Pause in einem Bauwagen. Mindestabstand ist da nicht einhaltbar. Der Gruppenleiter bot als Lösung unbezahlten Urlaub an. Er hatte auch nichts dagegen Krankmeldungen entgegen zu nehmen. Das würde ich zum Anlaß eines Querolantentums nehmen. Der Arbeitgeber und natürlich das JobCenter würden sich über die Schreiben freuen. Z möchte aber nicht auffallen und nimmt das hin.

Samstag 28. März

Thementag auf 3sat. Ballet, Oper und Klassik.
Habe mich für Nordic-Working auf Alpha entschieden, booah, das wäre anstrengend und nicht in meiner Leistungsklasse gewesen. Nach dem Aufwärmen sind die durch eine sommerliche Wiese im Fluchtmarsch gerannt, dann noch schneller gelaufen, etwas bergan. Nun, nach der Anstrengung habe ich mir die Panaromabilder verdient.

Ist natürlich auch geschlossen und nicht erreichbar.

In der Tagesschau hieß es: H & M, Deichmann und Addidas als erste wollen ihre Mietzahlungen aussetzen. Na also, da muß die Wirtschaft vorangehen und der Regierung deutliche Signale setzen. Christine Lambrecht, Justizministerin von der SPD. Sie ist doch eher in der Verpflichtung eine Lösung und nicht nur für vierzehn Tage oder einen Monat anzubieten. Als Kleinunternehmer würde ich mich der Bewegung sofort anschließen und nicht darauf warten, das es gut geht. Auf Facebook kam ein Post „wie klatschen und singen für unsere Vermieter, nur Miete bekommen sie nicht.“ So geht Solidarität.

Sonntag 29. März

Und wieder ein Tag in der Quarantäne abgehakt. Keine Sonne und Trübe, morgens mußte ich die Schreibtischlampe anmachen um die Tastatur richtig zu sehen. Meine Mittagsruhe zweieinhalb Stunden nach der Einnahme von Ramipril programmiert, wenn nicht Aktion angesagt ist, war dann auch etwas länger. Jedenfalls sagte meine Uhr falsch an. Sie ist immer mit der Zeitumstellung einen Tag im Verzug, die andere neben der Tür ist zur Kontrolle da und sie sieht ja auch wie eine Bahnhofsuhr aus. Die waren füher Slaveuhren, die sich nach einer Masteruhr richteten.

Vor ein paar Tagen mit meinem Bruder in Nordrhein-Westfalen telefoniert. Meine „Schwägerin“ hat einmal wieder ihr künstliches Hüftgelenk ausgeklinkt und sollte zu einer lokalen Reha in die Stadt. Da war sie sie dann einmal. Zu Corona-Zeiten wurden diese Rehabilationseinrichtungen geschlossen und zusammengelegt. Es wurden also Patienten von wer weiß wo angekarrt. Mindestabstand war da keine Frage. Das entsprach nicht dem normalen Umgang, den sie hatten. Da wußte man von jedem welche Macken und Haustiere sie hatten inklusive deren Oma ihren Müllabfuhrplan, da sie die Tonne nicht selber an die Straße rollen kann. Wenn da jemand Ausgangsverbot bekommt, hört man das von der einen oder anderen Ecke. Bei der Gelegenheit bekam ich das Bedauern ausgedrückt, das det in Berlin nicht so ist. Dabei wees ick, wann die gelbe Tonne abgeholt wird, die is nämlich immer als erste voll und die Glasbehälter gegenüber werden zu meinem Frühstück abgeholt, det hör ick doch.

Uff 3sat war Thementag und ich stolperte in ein Elvis-Konzert auf Havanna, das sah ich schon damals, aber da war Fernsehen noch Flimmerkiste und Krächzen. Der Ton war jetzt erträglich, die Zusammenstellung der Songs zeitgemäß. Zu der damaligen wohl gemerkt. Ging mir damals auf den Kecks, heute war es nur unwesentlich besser. Das Konzert der Rolling Stones in Havanna, auch schon gesehen, aber das gefiel mir schon beim ersten Mal, war eines, wo ich auch gern dabei gewesen wäre. Überhaupt Kuba war zu Zeiten der Mauer günstig, da die Interflug regelmäßig dorthin flog und dringenst die Kosten neben der politischen Botschaft verteilen wollte. Ja, hätt‘ ich nur …
Dazwischen meldet sich L über Skype, stört das Konzert.
Anschließend kommt Metallica in Nimes. Metallica ist nicht gerade meine Musik, aber die spielen in einer römischen Arena und ich war noch nie bei einem Konzert in einer römischen Arena. Da wären mir 2 Cellos in Pula und Adriano Celantano in Verona bekannt.
Corona soll sich ‚mal ein bisschen beeilen, ich hab noch einiges vor.

Montag 30. März

Drei Grad Celsius und es schneit.

Mittwoch 1. April

Heute wie gestern schon um fünf Uhr dreissig wach und noch dunkel. Balkontemperatur minus ein Grad.

Heute kein Besuch da. Vor ein paar Tagen sah das Schattenspiel aus als säße jemand oben auf dem Regal. Da das Regal schmal ist und da oben auch nicht allzuviel Platz war, laß den Kleinen da sitzen. Ich war zu faul Licht anzumachen und die Ursache zu hinterfragen. Das Wissenwollen wurde mit dem Umdrehen im Bett erst einmal auf später verschoben. Ein paar Tage später rückte der Besuch näher, diesmal im Regal etwas weiter als Armlänge mit einem Plüschtiergesicht. Ich will noch nicht aufstehen und drehe mich um. Am nächsten Morgen konnte der Besuch mit einem Rüssel wie ein Ameisenbär, ebenfalls in Plüschtierkonsistenz, und in Armlänge gesehen werden. Da will ich doch Kontakt aufnehmen und strecke meine Hand dorthin und in dem Moment, wo die Berührung stattfinden müßte ist die Erscheinung wie ein Bildausfall bei einem modernen Fernsehgerät weg. Seitdem ist mein Zugang zu der anderen Dimension wieder weg. Vor vielen Generationen wäre ich vielleicht heilig gesprochen worden, weil ich Maria, die Mutter Gottes, gesehen habe. Aber die Worte Plüschtier, Rüssel und Ameisenbär hätte der Berichterstatter freilich mit goldener Erscheinung und Geruch von Weihrauch ersetzen müssen.

Vor Jahren, Dora war als Haushaltshilfe bei verschiedenen älteren Herrschaften beschäftigt. Sie erzählte das bei einer Frau ein Mann in der Lampe saß. Na und, laß ihn doch da sitzen. Das ist prakmatisch, als Arbeitnehmer mit einem Zeitkontingent kann man sich nicht auch noch darum kümmern, und wenn er keinen Dreck und Lärm macht ist das doch in Ordnung.

Leider ist es so, das von Nichts auch Nichts kommt. Jede Wirkung hat auch eine Ursache. Die Suche danach ist manchmal langwierig. Bei den hier berichteten morgendlichen Besuchern ist es schon trivial einfach.
Quarantäne ist nicht das Bedürfnis des Menschen, der braucht eine ausgewogene Mischung von Abenteuer, Ruhe, Erlebnissen und Müßiggang. Jedes Defizit muß bewältigt werden. Und das macht das Gehirn selbstständig auf Grund seiner Erfahrung. Da ein kleiner Mensch oben im Regal bei mir nicht rational punkten konnte, kamen unbekannte Plüschtiere zum Einsatz. Den Teddybär aus meinen Kindertagen, hätte ich erkannt. Warum der mir nicht angeboten wurde, ist eine offene Frage. Der Durchgang in eine andere Dimension wäre natürlich viel spannender gewesen. Schon shiet die Erkenntnis, wirkt vielleicht weniger.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat eine „Handreichung zur Quarantäne„:
„Bewahren Sie eine positive Grundhaltung und orientieren Sie sich an Werten, die ihnen Halt geben (z.B. Familie, soziales Netz, Glaube).“
Jooh, zum Schluß Glaube, das bleibt haften. Und wenn nix mehr hilft, beten ist jedenfalls eine Beschäftigung und Beschäftigung hilft.
Allerdings zu Zeiten ohne eigene Uhren wurde die Dauer für ein Drei-Minuten-Ei mit drei Vaterunser bestimmt.
Die Quarantänezeit wurde zu Beginn mit vierzehn Tagen bestimmt. Klar das schaffen wir. Die waren noch nicht vorbei und so schoben die Regierenden vier Wochen nach indem sie einen vorläufigen Termin nannten. Das gleiche bei den handelnden Personen, die Kanzlerin sprach von vierzehn Tagen, der Kanzleramtsminister jetzt vom 21. April.

Merke: Die Lügen nicht oder anders „Wenn das der Führer wüßte“.